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Gebets- und Fastenzeiten im Norden

Muslimen ist das rituelle Pflichtgebet innerhalb von 5 Zeitspannen am Tag vorgeschrieben. Traditionell sind jene Gebetszeiten an Sonnenstände gekoppelt, d.h. an Dämmerungserscheinungen und Schattenlängen. Doch wie bestimmt man die Gebetszeiten, wenn einige Kriterien nicht mehr eintreten und die Sonne z.B. innerhalb eines Tages nicht mehr „untergeht“?

Hierüber referierte Dr. Ramis Örlü, Forscher und Dozent am KTH Royal Institute of Technology in Stockholm und Gastprofessor an der Universität Bologna im Bereich der experimentellen Strömungsphysik in seinem Vortrag „Gebets- und Fastenzeiten im Norden: Reines Glücksrad oder steckt da mehr dahinter?“.

Ausgehend von den klassischen Kriterien, wurden die existierenden Lösungsansätze für hohe Breitengrade besprochen und ihre Probleme beleuchtet. Laut Örlü ist ihnen allen gemein, dass sie sich gänzlich lokaler Zeichen in der Natur entziehen und somit keinerlei Bezug zur Natur und Schöpfung haben. Des Weiteren, so Örlü, würden die traditionellen Kriterien die berechtigte Frage nach der Universalität des Islams mit sich bringen: „Wenn der Islam die letzte Botschaft an die gesamte Menschheit ist und das rituelle Gebet für alle Zeiten und Orte verpflichtend ist, wie kann es sein, dass etwas Grundlegendes wie die Gebetszeiten nicht definiert ist?“

Abweichend von den existierenden Lösungen, hat ein Team von Wissenschaftler:innen nun, basierend auf jahrelangen Expeditionen und Forschungen um den Polarkreis, versucht, die Offenbarungstexte neu zu lesen. Die somit aus dem Qur‘an neu ausgearbeiteten Kriterien können von jeder Person selbst ohne Hilfsmittel benutzt werden, um lokal die Gebetszeiten zu bestimmen. Der Qur’an gebe allgemeine Kriterien, die Tag und Nacht unabhängig von der Sonne neu definieren würden, wodurch der Einklang zwischen offenbarten Zeichen und der Schöpfung wiederhergestellt werden kann, um so dem Konzept din-al fitrah, Religion der natürlichen Veranlagung, gerecht zu werden. Weitere Aspekte der Gebetszeitenkriterien, ihrer Verbindung zur restlichen Schöpfung wurden ebenfalls besprochen.

Danke an Ramis Ö. für den Beitrag