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Balkan-Talks: Bosnien & Herzegowina

Am 18. Oktober 2023 versammelte sich eine bunte Mischung aus Jugendlichen, begleitet von ihren Eltern und Geschwistern, einheimische bosnischer Jugend sowie weitere interessierte Gäste aus ganz Berlin in den Räumlichkeiten der DIA. Der erste Abend unserer „Balkan Talks“-Reihe, diente der Vorbereitung der bevorstehenden Bosnienreise einer Gruppe aus Jugendlichen in der Leitung von Ender Cetin und Nedime Sinanaj. Unter der engagierten Moderation von Armin Begic entfalteten sich die „Balkan Talks Bosnien und Herzegowina“ in vollem Glanz.

Der Raum erfüllte sich mit dem köstlichen Duft frischer, bosnischer Pite, gefolgt von dampfendem Tee. Der gewölbte Raum der DIA war bis zum letzten Platz gefüllt.

Pinar Cetin eröffnete den Abend mit herzlichen Worten, hieß alle willkommen und stellte sowohl sich selbst als auch die DIA in ihrer bedeutenden Rolle im gesellschaftlichen Miteinander in Berlin vor. Sie gab zudem einen Ausblick auf die Projekte der DIA, ehe sie das Mikrofon an Armin Begic übergab, der souverän durch den Abend führte.

Die erste inspirierende Ansprache hielt Prof. Dr. Armina Omerika, Professorin für Ideengeschichte des Islam an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. In ihrem eindrucksvollen Vortrag beleuchtete sie das Thema „Religion und Politik in der bosnisch-herzegowinischen Nachkriegsgesellschaft“. Mit einer lebhaften Erzählweise führte sie uns durch die Vielfalt der vorherigen Gesellschaftsstruktur Bosniens, die sich keineswegs nur auf eine religiöse Gruppe beschränkte. Multireligiös und multikulturell vereint, verständigten sich alle über eine gemeinsame Sprache. Sie erzählte von interreligiösen Liebesgeschichten, Gedichteschreibungen und die wundervolle Kultur des „koms[ch]uluk“ – einem Ausdruck der Nachbarschaft, der über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg eine familiäre Bindung schaffte. Dann kam der Wandel – eindringlich geschildert, von den Schrecken der Vernichtungslager, des Genozids bis zu den Fluchtbemühungen überallhin und auch nach Deutschland.

Emir Mušić, der neue Vorsitzende der Jugend des Islamischen Kulturzentrums der Bosniaken in Berlin e.V., ergriff als Nächster das Wort. Mit Begeisterung berichtete er von der Situation der deutsch-bosnischen Jugend im Kontext der Moschee. Unterstützt von seinen Freunden, die ihn an diesem Abend begleiteten, skizzierte er eifrig die Projekte für die Zukunft, um sich den Bedürfnissen und Herausforderungen der Jugendlichen in Deutschland zu widmen. Sein ehrenamtliches Engagement basiert auf dem noblen Prinzip: „Anderen zu helfen, ohne dabei eine Rückgabe zu erwarten.“
Amra Šehović, die talentierte Spoken-Word-Künstlerin, betrat die Bühne und verstand es, bereits in ihrer Begrüßung alle Herzen zu berühren. Als erste in ihrer Familie, die sich der deutschen Sprache so mächtig fühlte, dass sie sie als Werkzeug aber auch als Brücke nutzte, um ihre Emotionen, die Herausforderungen der Auswanderung und Diaspora sowie die Gefühle der Diskriminierung stilvoll zu teilen. Zwischen den berührenden Momenten lockerte sie die Atmosphäre mit humorvollen Einlagen auf, schaffte direkten Kontakt zum Publikum und ermutigte sie, aktiv am Geschehen mit Schnipsen auf ihre emotionsgeladenen Worte zu reagieren.

Nach diesen tief bewegenden Präsentationen führte der Moderator mit den weiteren deutsch- bosnischen Teilnehmern eine Gesprächsrunde, in der ihre eigenen Erfahrungen Raum fanden. Die Gespräche zeigten die Vielfalt der muslimischen Identitäten und verschiedenen Erfahrungen in Deutschland auf, die sich sowohl individuell als auch nach Generationen unterschieden. Durch die interessierten Fragen aus dem Publikum an die deutsch-bosnischen Vertreter, bot sich ein interkultureller Austausch und die Möglichkeit, das Bewusstseins für die kulturellen, historischen und religiösen Hintergründe der bosnischen Gemeinschaft in Deutschland zu stärken.

Der Abend hallte noch lange nach. Bei köstlicher Pite und heißem Tee entstanden Gespräche, die bis spät in die Nacht hineinreichten, und es gab reichlich Gelegenheit für interkulturellen Austausch. Es war klar, dass ein großer Bedarf an Austausch und Diskussion bestand, der Raum bot Brücken zu bilden zwischen den verschiedenen Gruppen, die an diesem Abend teilnahmen und Wissenslücken zu füllen. Wir freuen uns jetzt schon auf den nächsten „Balkan Talks“ Abend. Am 24. November 2023 werden wir uns dem albanischen Sprachraum widmen. Save the Date!